Leider muss ich im Rahmen meiner täglichen Arbeit immer wieder feststellen, dass viele Menschen im “Hier und Jetzt” leben und sich um finanzielle Aspekte, die ihre Zukunft betreffen nicht ausreichend kümmern. Meistens geschieht dies aus dem Grund, dass sie sich mit dem Thema Finanzen bislang noch nie so ausführlich auseinandergesetzt haben, wie es eigentlich sein sollte.
Als Business Stratege muss ich im Rahmen der Strategieentwicklung natürlich die verschiedensten Parameter beachten und in ganz vielen Themen tief drin sein. Finanzen spielen da selbstverständlich eine ganz entscheidende Rolle, denn schließlich wünschen sich meine Kunden eine Strategie, die selbstverständlich mit der Zeit nochmals an die Entwicklungen und Gegebenheiten angepasst werden muss, jedoch so ausgelegt ist, dass diese langfristig funktioniert.
Selbstverständlich beleuchten wir in diesem Rahmen nicht nur die finanzielle Situation des Unternehmens, sondern auch die finanzielle Situation des Eigentümers / Unternehmers, da eine ganzheitliche Betrachtungsweise unabdingbar ist. Alleine schon für die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens, spielt die finanzielle Situation des Eigentümers eine entscheidende Rolle, wenn es um die Wahl der passenden Rechtsform geht.
Nach dem Wutanfall erfolgten die Erkenntnis und die Entschuldigung – erlebtes aus der Praxis
Am letzten Donnerstag musste ich meinem Kunden Georg B. mitteilen, dass seine Zukunftsplanung ihn auf direktem Weg in die spätere Altersarmut führen würde und legte ihm die Kalkulation vor, die ich im Rahmen der Zusammenarbeit für ihn erstellt hatte. Nachdem wir diese Kalkulation dann gemeinsam durchgesprochen hatten, wurde Georg zunächst einmal ganz still, um nur wenige Sekunden später völlig aus seiner Haut zu fahren. Ein Mensch, der eigentlich nicht besonders emotional ist, zumindest so, wie ich ihn bis dato kennengelernt hatte.
“Deine komische Rechnung da, kannst du vollkommen vergessen. Sie ist nicht mal das Papier wert, auf dem sie gedruckt ist. Für sowas bezahle ich Geld? Die Zusammenarbeit ist hiermit beendet, ich kündige unseren Vertrag.” – Das alles durfte ich mir am Donnerstag von meinem Kunden anhören, bevor ich das Gespräch für diesen Tag beendete, da es nicht mehr zielführend war.
Gestern Abend klingelte dann mein Handy, auf dem Display war der Name Georg B. zu lesen.
Nachdem ich dran ging und ihn begrüßte, sagte er mit ganz kleinlauter Stimme: “Dominik, es tut mir so furchtbar leid, was ich dir letzte Woche alles an den Kopf geworfen habe, du hast mit allem, was du zu mir sagtest Recht.”
Anschließend erklärte er mir dann, dass er sich über das Wochenende, am Montag, sowie am gestrigen Dienstag mit dem Thema auseinander gesetzt hätte und auch mit seinem Steuerberater dazu ein Gespräch hatte, der ihm ebenfalls bestätigt hätte, dass meine Berechnung richtig war. Im weiteren Verlauf des Gesprächs erklärte er mir dann, dass super froh sei darüber, dass ich ihm die Augen geöffnet hätte, er sich jetzt aber einen neuen Steuerberater suchen müsse, da er ihn in der Vergangenheit nie auf diese Thematik hingewiesen habe.
Schlussendlich bat er mich in dem Gespräch auch darum, weiterhin Kunde bleiben zu dürfen. “Meine Kündigung, die ich dir ausgesprochen habe, hat ja ohnehin keinen Bestand, da sie mündlich erfolgte”, sagte er lachend.
Immer wieder unterschätzt: Kaufkraftverlust durch Inflation
Brauchen wir in der Zukunft wirklich mehr Geld, um genauso viel einkaufen zu können, wie heute? – Die kurze und knappe Antwort: JA!
Was Georg nicht bedacht und zugleich auch deutlich unterschätzt hatte, war die Inflation. Denn durch die Inflation erfolgt eine Geldentwertung und die Kaufkraft sinkt.
Doch Georg ist kein Einzelfall. So, wie es ihm erging, ergeht es ganz vielen anderen Menschen auch. Sie haben sich nie derart intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt, wie es angebracht und notwendig wäre. Zwar hört man in den Medien immer wieder was von Inflationsrate, doch was es damit wirklich auf sich hat und wie sich das langfristig auswirkt, darüber machen sich die meisten Menschen keinen sonderlich großen Kopf. Leider.
Ein leicht verständliches Beispiel aus der Praxis, das jeder Mensch kennt
Jeder, der hin und wieder einkaufen geht, kennt es. Man kommt an die Kasse, hat überhaupt nicht viel im Einkaufswagen drin, doch trotzdem verlangt die Kassiererin 78,34 Euro.
Wer sich in diesem Moment denkt: “Vor 10 Jahren hatte ich für das Geld noch deutlich mehr im Einkaufswagen und zwar keine günstigeren Produkte.” – Dem muss ich sagen, dass er richtig liegt.
Das was er jetzt erkannt hat, ist zu einem großen Teil dem Kaufkraftverlust des Geldes durch Inflation geschuldet.
Hat die Inflation wirklich eine so große Auswirkung?
Die kurze Antwort: Ja, hat sie.
Wir haben in Deutschland in den letzten Jahren noch eine relativ niedrige Inflation gehabt. Das könnte sich jetzt nach den Ereignissen von Corona ändern, doch darauf möchte ich jetzt nicht eingehen, da es zu umfangreich werden würde.
Auch möchte ich hier jetzt nicht anfangen die Zahlen des statistischen Bundesamtes zur Inflation auseinander zu nehmen, denn dazu müsste ich auf die Gestaltung der Warenkörbe eingehen. Ob die veröffentlichten Zahlen angemessen oder zu niedrig sind, ist ein Thema für sich. Doch das soll jetzt hier nicht unser Thema sein.
In der nachfolgenden Tabelle habe ich daher einmal aufgeführt, wie stark die Kaufkraft in den nächsten Jahren noch ist, wenn wir heute 100 Euro besitzen. Dort sieht man auch sehr schön, wie groß der Unterschied ist, ob wir über 1,8 %, 2,5 % Inflation oder gar über 3 % Inflation sprechen.
Jahr | 1,8 % Inflation | 2,0 % Inflation | 2,5 % Inflation | 3,0 % Inflation | 4,0 % Inflation |
---|---|---|---|---|---|
2020 | 100,00 Euro | 100 Euro | 100 Euro | 100 Euro | 100 Euro |
2021 | 98,20 Euro | 98,00 Euro | 97,50 Euro | 97,00 Euro | 96,00 Euro |
2022 | 96,43 Euro | 96,04 Euro | 95,06 Euro | 94,09 Euro | 92,16 Euro |
2023 | 94,70 Euro | 94,12 Euro | 92,69 Euro | 91,27 Euro | 88,47 Euro |
2024 | 92,99 Euro | 92,24 Euro | 90,37 Euro | 88,53 Euro | 84,93 Euro |
2025 | 91,32 Euro | 90,39 Euro | 88,11 Euro | 85,87 Euro | 81,54 Euro |
2030 | 83,39 Euro | 81,71 Euro | 77,63 Euro | 73,74 Euro | 66,48 Euro |
2040 | 69,54 Euro | 66,76 Euro | 60,29 Euro | 54,38 Euro | 44,20 Euro |
2050 | 57,99 Euro | 54,55 Euro | 46,79 Euro | 40,10 Euro | 29,39 Euro |
2060 | 48,36 Euro | 44,57 Euro | 36,32 Euro | 29,57 Euro | 19,54 Euro |
2070 | 40,33 Euro | 36,42 Euro | 28,20 Euro | 21,81 Euro | 12,99 Euro |
2080 | 33,63 Euro | 29,76 Euro | 21,89 Euro | 16,08 Euro | 8,64 Euro |
In 30 Jahren brauchst Du das Doppelte von Deinem heutigen Einkommen
Gehen wir von einer linearen Inflation von nur 2 % pro Jahr aus, so brauchst Du in 20 Jahren ein Drittel mehr, als du heute hast, um eine identische Kaufkraft zu haben. In 30 Jahren ist es sogar fast das Doppelte, von dem, was Dir heute zur Verfügung steht.
Hättest Du das wirklich gedacht? Hast Du dies tatsächlich bei Deinen Planungen berücksichtigt?
Leider lauern in der Finanzwirtschaft noch viele weitere Fallstricke, die nur selten beachtet werden.
Ob Angestellter, Selbstständiger oder Unternehmer – Jeder sollte sich unbedingt mit Finanzen vertraut machen
Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Das wird auch immer so sein. Daran wird sich weder in den nächsten Jahren, noch in den nächsten Jahrzehnten etwas ändern.
Es lässt sich auch ganz einfach erklären, womit es zusammenhängt:
Viele Menschen, die nicht durch Zufall, wie zum Beispiel einen Lottogewinn zu Geld gekommen sind, sondern sich ihr Vermögen erwirtschaftet haben, besitzen in der Regel ein besseres Verständnis für das Finanzsystem, weil sie sich eben damit auseinandersetzen. Der Bürger, dem es finanziell weniger gut geht, sagt sich oftmals: “Warum soll ich mich damit beschäftigen, ich habe doch ohnehin nichts zum Anlegen.”
Natürlich spielt die Geldmenge, mit der ich arbeiten kann eine entscheidende Rolle. Nicht ohne Grund hört man von mehrfachen Millionären oftmals, dass die 1. Million die schwierigste war. Doch nicht nur die Geldmenge ist entscheidend, sondern neben dem Verständnis für Finanzen auch die Anlagedauer und der jährliche Zinssatz.
Ginge es nach mir, wäre “Geld” ein Hauptfach in der Schule, genau wie Deutsch, Mathe und Englisch, so dass die Kinder schon früh lernen mit Geld umzugehen und ab den weiterführenden Schulen würden es dann in die Tiefe gehen, so dass die Jugendlichen beim Schulabgang alles über dieses wichtige Thema wissen würden und im Leben besser zurecht kämen. Es wäre nicht nur praxisnah und gut verständlich, sondern würde die Schulabgänger auch dazu motivieren sich insbesondere in den ersten Jahren des Berufslebens voll reinzuhängen.